Projekte in Chile

„Dominga“ erneut abgelehnt - Erleichterung und Eskalation der Gewalt

Landau, 12. Januar 2025.

Der natürliche Reichtum und die globale Bedeutung des Humboldt Archipels in Nordchile ist so groß, dass der Archipel 2023 zum „geschützten Küstengebiet mit verschiedenen Nutzungen“ erkärt wurde. Mit der Unterschutzstellung wurde eine Forderung der Bürger und der wissenschaftlichen Communities erfüllt, auf die sie mehr als 15 Jahre sehnsüchtig gewartet haben.

Das Umweltgericht überschreitet seine Befugnisse

Das Umweltgericht überschreitet seine Befugnisse, um Dominga zu begünstigen, und weist das Ministerkomitee an, erneut über das Projekt abzustimmen

- Es ist das 3. Mal, dass das ministerielle Gremium die Initiative von Andes Iron bewertet hat.

- Allianz Humboldt, ein Zusammenschluss nationaler Organisationen der Zivilgesellschaft (1), kündigte gemeinsam mit lokalen Gemeinschaften an, das Urteil vor dem Obersten Gerichtshof anzufechten.

Santiago, 9. Dezember 2024. In einer beispiellosen Entscheidung gab das Erste Umweltgericht von Antofagasta der Klage von Andes Iron (2) statt und ordnete an, dass das Ministerkomitee erneut über das Hafen- und Bergbauprojekt Dominga abstimmen muss. Dabei stellt das Gericht eine Reihe von Bedingungen, die seine Befugnisse überschreiten.

Preisträgerinnen erleben magischen Moment mit Finnwalen

Landau 10. Dezember 2024

 

Vorbemerkung


Im April starteten Sphenisco-Chile und „Defensa Ambiental Región de Coquimbo“ in der Bucht von Apolillado (Gemeinde La Higuera) den Literaturwettbewerb "der Humboldt-Archipel in 110 Worten". Der Wettbewerb richtete sich an Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

 

Gefährdet oder stark gefährdet? – 3. Brutperiode in Folge ist (weitgehend) ausgefallen

Landau 24. November 2024.

Seit Ende 2021 untersuchen die Forscher Dr. Alejandro Simeone (1), Guillermo Luna-Jorquera (2), Dr. Ursula Ellenberg (3) und Dr. Thomas Mattern (4) im Auftrag von Sphenisco Bestand, Bruterfolg und Nahrungssuche der Humboldt Pinguine in Chile.

Nationaler Plan zur Bewahrung des Humboldt-Pinguins

Santiago, Landau 5. August 2024

Vorbemerkung
Die chilenische Umweltministerin Maisa Rojas stellte am 26. Juli einem sehr exklusiven Kreis auf der Insel Cachagua den Nationalen Plan zur Bewahrung des Humboldt-Pinguins (Plan „RECOGE) (1) vor. Bei der Vorstellung waren CONAF (nat. Forstbehörde, auch für Schutzgebiete zuständig) und Sernapesca (chil. Fischereibehörde), die wichtigsten Partner bei der Ausarbeitung des Plans, sowie der Wissenschaftler und Forscher Alejandro Simeone (2) und NGOs wie Oikonos, Island Conservation und Sphenisco, vertreten durch Nancy Duman, Senator Ricardo Lagos Weber und lokale Behörden anwesend. Der Plan - mit einer Strategie für die kommenden 20 Jahre - sieht Maßnahmen zum Schutz der stark bedrohten Seevögel vor. Einen Tag zuvor war der RECOGE Plan bereits im Amtsblatt veröffentlicht worden. Bei der Berichterstattung in den Medien fällt auf, dass die Berichte im wesentlichen lediglich den Wortlaut der Pressemitteilung wiedergeben, eine (kritische) Einordnung aber vermeiden. Im Folgenden der Text der offiziellen Pressemitteilung (3):

Jury gibt Gewinnerinnen des Literaturwettbewerbs „Humboldt Archipel 110 Worten“ bekannt

La Serena, Landau 9. August 2024. Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne (1). Am 31. Juli gab die Jury die Gewinnerinnen des Literaturwettbewerbs „der Humboldt Archipel in 110 Worten“ bekannt. Der Wettbewerb wurde von Sphenisco und Defensa Ambiental Region Coquimbo für 3 Gruppen Kinder, Jugendliche und Erwachsene ausgerichtet, gefördert wurde er vom Zoo Rostock, Deutschland. Bei der Bekanntgabe im früheren Haus von Gabriela Mistral (2) in La Serena gab es viele „Anfänge“ und es entfaltete sich eine ganz besondere, zauberhafte Atmoshäre.

Die Jury des Wettbewerbs bestand aus Elena Jiménez als Vertreterin des Erziehungsministeriums, Héctor Cossio, Redaktionsleiter der Zeitung El Mostrador, José Aguilera, Lehrer und Schrifsteller und Gabriel Canihuante, Journalist und Schriftsteller. Entgegen allen Erwartungen gingen mehr als 400 Geschichten von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ein, die Mehrzahl - rund 170 - von Kindern und Jugendlichen. Die Teilnehmer kamen aus 17 Gemeinden in den Regionen Atacama und Coquimbo, viele kannten - wie die Gewinnerinnen - den Humboldt Archipel nicht.

Humboldt - Pinguin - Symbolvogel des Humboldtstroms

La Serena, Landau 25. April 2024. Pünktlich zum Welt Pinguin Tag am 25. April startet Sphenisco-chile in La Serena die Aktion „Humboldt Pinguin-Symbolvogel desHumboldtstroms“. Seit Anfang April werben die Mitarbeiter von Sphenisco mit dem Literaturwettbewerb „Das Humboldt Archipel in 110 Worten“ und der Radio-Talkshow„Sintonia Humboldt“ auf ungewöhnliche Weise für den Schutz des global bedeutsamen Ökosystems und einen nachhaltigen Verwaltungsplan für die beschlossene Meeresschutzzone. Ziel der Initiative„Humboldt-Pinguin-Symbolvogel desHumboldtstroms“ ist es, Bürger, zivilgesellschaftliche Gruppen und Behörden zu motivieren, öffentlich für den Schutz des Humboldt Archipels einzutreten. Dazu habenSphenisco-chile und Red Aves folgenden Aufruf veröffentlicht.

Literaturwettbewerb und Umweltradio -sphenisco-chile startet neue Initiativen-

Landau 8. April 2024. Über 20 Jahre haben Naturschützer und Wissenschaftler für die „Meeresschutzzone Humboldt Archipel“ gekämpft. Letztes Jahr wurde sie von der chilenischen Regierung beschlossen und Ende November im Amtsblatt deklariert. Damit begann ein gesetzlich vorgeschriebener 2-jähriger Prozess zur Erarbeitung eines Managementplans für die Schutzzone. Dafür zuständig ist das nationale Umweltministerium, vertreten durch die Unterstaatssekretäre für Umwelt, Natalia Penroz für die Region Atacama und Leonardo Gros für die Region Coquimbo. Das Ministerium plant eine Reihe informativer Workshops in allen Fischerdörfern der Gemeinden La Higuera und Freirina mit der Zielsetzung, dass alle Bürger gleiche Informationen erhalten, was unter einer „Área Marina Costera Protegida de Múltiples Usos - AMCP-MU“ zu verstehen ist, welche Ziele sie hat, was der administrative Plan bedeutet und wie die Gemeinden einbezogen werden. Höchstwahrscheinlich wird in der 2. Phase dieses Prozesses der „lokale Rat der Beteiligten“ einbezogen. Wen das Ministerium in dieses Gremium berufen wird, ist offen und wird von ihm entschieden.

Präsentation der „Forschung fürs Überleben“ in La Serena

Präsentation der „Forschung fürs Überleben“ in La Serena


Paracas, 11. Dezember 2023. In den letzten beiden Jahren wurde im Auftrag von Sphenisco intensiv zum Humboldt Pinguin geforscht. Die Gruppe um Dr. Alejandro Simeone, Universität Andrés Bello, Santiago, hat Zählungen zum Bestand auf den wichtigsten chilenischen Brutinseln durchgeführt, eine andere Gruppe um Dr. Guillermo Luna, Universität Católica del Norte, Coquimbo ein Monitoring des Bruterfolgs auf den Inseln Choros und Chañaral. Außerdem hat die Gruppe um Dr. Thomas Mattern und Dr. Ursula Ellenberg, NZ Penguin Initiative, Universität Otago, Dunedin die Nahrungssuche untersucht. Das umfangreiche Forschungsprojekt wurde von der Artenschutz-Stiftung Zoo Karlsruhe, dem Zoo Dresden und vom Verein der Freunde des Tierparks Hagenbeck e.V. gefördert (siehe „Projekte Chile“ 4. Juni 2021, 28. November 2021, 18. April 2022, 22. Juli 2022, 23. Juli 2023, 1. Januar 2023, 9. Juli 2023 und 21. November 2023 auf diesen Seiten).

Erstmals wurde über die Forschungsergebnisse auf der Welt Pinguin Konferenz im September in Viña del Mar, Chile, und dann Anfang Dezember im Consejo Consultivo de la Reserva Marina Choros Damas (1) in Pt. de Choros berichtet. Am 6. Dezember luden die Wissenschaftler und Sphenisco ins Hotel La Serena Plaza ein, um die Ergebnisse erstmals der Öffentlichkeit vorzustellen (2). Der Einladung folgten rund 50 Teilnehmer. Überraschend nahm auch die Gouverneurin der Region Coquimbo Krist Naranjo P. und in ihrem Gefolge eine Reihe von Pressevertretern an der Veranstaltung teil. In ihrem Grußwort betonte die Gouverneurin die Wichtigkeit der Forschung und erwähnte, dass sie sich seit Beginn ihrer Amtszeit für die „Schutzzone Humboldt Archipel“ eingesetzt habe.

Nancy Duman eröffnete die Tagung mit einer Hommage an Gabriele Knauf: „Heute können wir diese Aktivität nicht beginnen, ohne Gabriele Knauf zu würdigen, der Gründerin von Sphenisco und Präsidentin von 2008 bis 2023. Ihr ist es zu verdanken, dass wir diese Aktivität heute durchführen können. Im Leben gibt es Handlungen, Situationen, die zum jeweiligen Zeitpunkt klein und unbedeutend erscheinen, sich aber im Laufe der Zeit zu großen Initiativen entwickeln. Niemand hat geahnt, wozu eine Jahreskarte für Besuche im Landauer Zoo, ein Geschenk ihres Mannes, führen würde. Bei einem ihrer Besuche entdeckte Gabriele, dass im Zoo Pinguine geboren wurden, die 24 Stunden am Tag gefüttert und gepflegt werden mussten. Als gute Deutsche engagierte sie sich und fragte, was mit diesen Pinguinen los sei, woher sie kämen und welche Gewohnheiten sie hätten. Als sie keine Antworten mehr fand, rief sie einen Wissenschaftler an, einen Experten in Deutschland, und wer antwortete? Es stellte sich heraus, dass es Guillermo Luna war, unser Akademiker hier, der zu der Zeit in Deutschland promovierte. Nach einem Treffen mit ihm und seinem Mentor kamen Gabriele und ihr Mann mehrmals nach Chile, nach Pan de Azúcar und nach Algarrobo. Sie arbeiteten mit Forschern zusammen und trafen Alejandro Simeone. Zu dieser Zeit unterstützten sie eine Organisation im Süden Chiles. Eines Tages im Jahr 2007 erhielten sie einen Anruf von chilenischen Wissenschaftlern und der Gemeinde Punta de Choros mit der Bitte um internationale Unterstützung zur Rettung des Humboldt-Pinguin-Nationalreservats und des gesamten Humboldt-Archipels. Das war die Geburtsstunde von Sphenisco. Vielen Dank, Gabriele.“

Danach referierte Alejandro Simeone zur „Erkundung der marinen und terrestrischen Welt der Humboldt Pinguine in Chile“. Er nannte noch einmal auf die Ziele des insgesamt 6-jährigen Forschungsprojektes:
1. die Größe der Humboldt-Pinguin-Population in Chile zu erfassen.
2. den Reproduktionserfolg auf den Inseln Choros und Chañaral zu bestimmen und
3. das Verhalten auf See zu untersuchen. Am Beispiel der Insel Choros stellte Alejandro Simeone die Entwicklung der Population von 2002 bis 2023 vor, präsentierte dann die Anzahl der Brutpaare für 10 chilenische Inseln im Zeitraum 2021 und 2022, insgesamt nicht mehr als 2.510 aktive Nester, das entspricht 5.020 brütenden Individuen (s. Bild).

Der Beitrag von Ursula Ellenberg trug den schönen Titel “Das Meer mit den Augen der Pinguine sehen“. Sie beschrieb zunächst Technik und Vorgehensweise bei der Verfolgung der Pinguine auf See durch das Forscher-Team. Dann stellte sie die Wege der einzelnen Vögel bei der Futtersuche rund um die Insel Choros dar. Die Pinguine besuchten 2 „Supermärkte“, einen küstennahen südöstlich der Insel und einen westlich in Richtung offenes Meer. Highlight des Vortrages war eine Weltpremiere, Unterwasseraufnahmen von einzeln oder in Gruppen jagenden Humboldt Pinguinen. Die Teilnehmer waren fasziniert, einschließlich der Gouverneurin. Neu waren auch Erkenntnisse über das Nahrungsspektrum, die Ursula Ellenberg vorstellte. Humboldt Pinguine suchen z.B. Quallen nach sehr kleinen Fischen ab (3).

Last, but not least, referierte Guillermo Luna zum Thema „Überwachung der Brutaktivitäten des Humboldt-Pinguins im Humboldt-Pinguin-Nationalreservat“. Er schilderte zunächst die globale Entwicklung der Bedrohung von Vogelarten und zeigte, dass die Humboldt-Pinguine zu den am stärksten betroffenen Seevögeln gehören. Auf dem Hintergrund zu erwartender Quoten zeigte er, dass in der Saison 2021-2022 der Bruterfolg (= flügge gewordener Vögel) auf der Insel Choros bei 0,8 und auf der Insel Chañaral bei 0,6 Jungvögel lag (4).

Alle Beiträge führten zu intensiven, ausführlichen und sehr lebhaften Diskussionen.
Nach 3 Stunden in der Welt der Forschung bedankte sich Werner Knauf bei den Forschern: „In einer Zeit, in der die Gefahr besteht, dass Fake News die Oberhand gewinnen, sei der Slogan von Fridays for Future „hört auf die Wissenschaft!“ besonders wichtig. Die Wissenschaft könne zwar auch irren, in der Wissenschaft gelte aber das Prinzip, dass man seine Thesen auch beweisen muss. Das Gegenteil von Populismus.“ Er verwies darauf, dass der Humboldt Archipel ein Ökosystem von globaler Bedeutung für die Bewahrung der Artenvielfalt sei. Deshalb sei die Verbreitung der vorgestellten Ergebnisse eminent wichtig. Er bat die Teilnehmer mitzuhelfen, die Ergebnisse bekanntzumachen.

W.K.
Anm.
(1) Beirat des Meeresschutzgebietes Choros Damas.
(2) Die Veranstaltung sowie Interviews mit Forschern und Verantwortlichen wurden aufgezeichnet. Die Filmaufnahmen werden bei „Alianza Humboldt facebook“ veröffentlicht. https://www.facebook.com/people/Alianza-Humboldt-Coquimbo-Atacama/100076325935427/
(3) Ursula Ellenberg und Thomas Mattern planen demnächst weitere Videos der Unterwasseraufnahmen zu veröffentlichen. Sphenisco wird darauf hinweisen.
(4) Im Abschlußbericht nannte Alejandro Simeone andere Werte: 1,43 flügge gewordene Jungvögel auf der Insel Choros und 1,03 auf der Insel Chañaral. Der Unterschied zu den Angaben von Guillermo Luna erklärt sich aus unterschiedlichen Berechnungsmethoden. Alejandro Simeone hat die Gesamtzahl der Küken am Ende der Saison geteilt durch die Anzahl der Nester und so den Durchschnitt pro Insel berechnet. Guillermo Luna hat den Bruterfolg für jedes einzelne Nest bestimmt und daraus den Durchschnitt der jeweiligen Insel berechnet. Seine Werte lassen sich prozentual verstehen: Überleben alle Küken eines Nestes, beträgt der Wert 1; überlebt keins, beträgt er 0. Bei der Interpretation der Ergebnisse ist zu bedenken, dass das Gelege eines Humboldt-Pinguins meist aus zwei Eiern besteht, manchmal jedoch nur aus einem.

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