Projekte in Chile

Offener Brief an Präsidenten Sebastián Piñera

und Umweltminister Javier Naranjo wegen der Einrichtung einer AMCP-MU hinter den Rücken der Bevölkerung.

La Serena 31. Januar 2022.

Am 22. Dezember 2021 hat der Ministerrat für Nachhaltigkeit (CMS) beschlossen, ein Meeresschutzgebiet „Humboldt-Archipel“ mit mehrfacher Nutzung, AMCP-MU, auszuweisen, dessen Fläche aufgeteilt ist, und ohne dass Nutzungsbeschränkungen für die Zone benannt werden. Konfrontiert mit diesem Beschluss wenden wir, Organisationen von heimischen Fischern, Gemeinschaften des einheimischen Chango-Volkes, der ländlichen Trinkwasserkomitees, Tourismusgruppen, Olivenproduzenten und Umweltorganisationen aus den Gemeinden La Higuera sowie Freirina (Chañaral de Aceituno) uns an den Präsidenten der Republik und den Umweltminister und fordern die Annullierung dieses Votums.

Unsere Forderung hat folgende Gründe:

  1. Der Vorschlag zur Einrichtung der AMCP-MU sieht keine Beschränkung der industriellen Tätigkeit vor. Diese Tätigkeiten sind aber die größte Bedrohung für die Erhaltung der Arten, die im Humboldt-Archipel leben und sich dort ernähren. Sie bedrohen darüber hinaus die Entwicklung der Zone bei der Bewirtschaftung und Nutzung der benthischen Ressourcen durch die heimische Fischerei.

  2. Wenn das Ziel der Einrichtung einer AMCP-MU der Schutz und die Erhaltung der biologischen Vielfalt ist, ist es weder verständlich noch nachvollziehbar, warum eine AMCP-MU genehmigt wird, die die Insel Chañaral de Aceituno ausnimmt, das Ökosystem damit teilt und auf diese Weise ignoriert, dass die acht Inseln und Inselchen ein zusammenhängendes Ökosystem bilden, nämlich das Humboldt-Archipel.

  3. Die Wissenschaft hat sehr deutlich darauf hingewiesen, dass es sich beim Humboldt-Archipel um ein hochsensibles Ökosystem handelt, das durch industrielle Aktivitäten wie Megahäfen, Meeresbergbau und industrielle Entsalzungsanlagen irreversibel geschädigt würde. Das haben auch Vertreter fachlicher Gremien und Erklärungen ihrer Verbände in Stellungnahmen bestätigt, die sich mit den Unzulänglichkeiten, Fehlern und Mängeln im Prozess der Bewertung des Bergbau- und Hafenprojektes „Dominga“ sowie dem ganz besonderen Wert dieses Ökosystems für die Erhaltung der biologischen Vielfalt beschäftigt haben.

  4. Der fachliche Vorschlag, auf dessen Grundlage der CMS die Einrichtung des AMCP-MU Humboldt-Archipel genehmigt hat, entstand ohne Bürgerbeteiligung. Wir wurden in diesem Fall nicht konsultiert und so das übliche Verfahren bei der Entwicklung von Schutzgebieten umgangen. Weder wurde der Vorschlag jemals mit den Bürgern abgestimmt, noch wurden der Umfang und die Größe der vorgeschlagenen Meeresregion veröffentlicht. Das steht im Gegensatz zu den Behauptungen des Ministers, dass der CMS "die Arbeit der Regierung von Frau Michelle Bachelet fortsetzt wurde, die bereits Versammlungen und Workshops mit den Bewohnern des Gebiets .... beinhaltete, auch die Aufgabe, das Gebiet zu definieren, ernst nahm...". Keiner dieser Vorschläge wurde von den Bürgern jemals bestätigt.

  5. Im Gegensatz zu den "intensiven Bemühungen der Regierung in den letzten drei Jahren ..." setzten sich Zivilgesellschaft des Gebietes und Wissenschaft seit mehr als 17 Jahren für den Schutz dieses Küstengebiets ein. Wir erinnern Sie daran, dass mit dem Regierungswechsel im Jahr 2018 die Arbeit des regionalen fachlichen Tisches mit dem Thema AMCP MU ausgesetzt wurde. Das bestätigte auch der Staatssekretär für Umwelt, Herrn Benítez in einer Audienz des selben Jahres, als er auf unsere Frage "Wie der Status der Erklärung (einer Meeresschutzzone) ist?" antwortete, dass es keinen Hintergrund zu diesem Thema gäbe. Die Schaffung einer AMCP MU war also nicht in Bearbeitung.

  6. Das Votum der CMS widerspricht vollständig der souveränen Entscheidung der Regionen Coquimbo und Atacama für eine biregionale AMCP MU, die das gesamte Humboldt-Archipel abdeckt und von Punta Porotos im Norden der Gemeinde La Serena (Region Coquimbo) bis Chañaral de Aceituno in der Gemeinde Freirina (Atacama-Region) reicht. Eine Entscheidung, die damit den ursprünglichen Vorschlag mit einer Gesamtfläche von 3.345 Quadratkilometer berücksichtigt. Zu dieser Lösung haben die  Regionalregierungen Atacama und Coquimbo sich verpflichtet und diese Entscheidung wird von lokalen Organisationen unterstützt.

  7. Indem das Ministerium den ursprünglichen fachlichen Vorschlag ignoriert und einen neuen ausarbeitet, ohne Bürger und indigene Gemeinschaften zu beteiligen, legt das Ministerium dem CMS einen autoritärer Vorschlag zur Abstimmung vor. Diese Vorgehen ignoriert – wie gesagt - u.a. die Existenz von drei staatlich anerkannten Chango-Gemeinschaften.

  8. Das vom Rat definierte Meeresgebiet ist mit 2.219 Quadratkilometern kleiner als die 2010 vorgeschlagene Fläche von 3.345 Quadratkilometer. Der damalige Vorschlag wurde von der NGO Oceana erarbeitet, von den lokalen Gemeinschaften beantragt. Er wird von der Wissenschaft unterstützt. Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass die ursprüngliche Ausdehnung der Definition eines prioritären Gebiets bei der Erhaltung der biologischen Vielfalt entspricht wie sie von den öffentlichen Institutionen festgelegt wurde, die seit 2003 der regionalen Kommission für biologische Vielfalt angehören.

  9. Es wird argumentiert, dass in diesem Gebiet alle Nutzungen erlaubt sind, die nachhaltig sind und den Wert der Schutzobjekte des Gebietes berücksichtigen, dass zukünftige Projekte sich an die definierten Normen anpassen müssen. Welche Garantie haben wir dann, dass „Dominga“ und „Cruz Grande“ nicht realiziert werden, wo doch allgemein bekannt ist, dass diese Projekte die größte Bedrohung darstellen? Papier ist geduldig, „Dominga“ behauptet, ein nachhaltiges Bergbauprojekt zu sein. Könnte es sein, dass gerade Bedingungen geschaffen werden, um seine Genehmigung zu erleichtern? Der Oberste Gerichtshof hat noch nicht über die Berufungen gegen das Urteil der Umweltgerichte von Antofagasta entschieden.

  10. Wir halten es für bedenklich, dass dieser Plan einer AMCP-MU hinter verschlossenen Türen ausgearbeitet wurde. Beteiligt waren nur der Unterstaatssekretär für Fischerei, der Unterstaatssekretär für Meeresangelegenheiten, der Unterstaatssekretär für Tourismus und das Umweltministerium, aber niemand aus der Region. Auch wenn Minister Javier Naranjo sich nachträglich bei uns für diesen Fehler entschuldigt hat, können wir eine Entscheidung von dieser Tragweite ohne unsere Beteiligung nicht akzeptieren.

  11. Der Antrag zur Einrichtung einer AMCP-MU entstand im Beirat des Nationalen Reservats des Humboldt-Pinguins. Die Organisationen des Beirates baten die NGO Oceana um Hilfe bei der Erarbeitung eines fachlich fundierten Vorschlags und reichten diesen dann 2010 ein.

  12. Da es sich um eine Entscheidung handelt, die 2 Regionen betrifft, können wir einen unvollständigen "ersten Schritt", wie der Minister sagte, nicht akzeptieren. Zumal in beiden Regionen alle fachlichen Informationen vorhanden sind, um verantwortungsvoll bei einer Genehmigung voranzukommen, die den Erfordernissen des Naturschutzes entspricht, die Pläne der Gemeinschaft berücksichtigt und regionale Entscheidungen respektiert.

  13. Als logische Konsequenz fordern wir
  • die Annullierung der CMS-Entscheidung, die dem Präsidenten die Schaffung einer AMCP-MU mit allgemein bekannten Mängeln und Fehlern empfiehlt.
  • Voraussetzung zu schaffen, dem Vorschlag der Regionen für eine BIREGIONALES AMCP-MU Vorrang einzuräumen. 
  • Einen Erlass zur  AMCP-MU, der industrielle Aktivitäten beschränkt, lokale Wirtschaftstätigkeiten wie heimische Fischerei, Tourismus und Olivenanbau schützt.
  • Eine Verwaltung mit allen Beteiligten, die Mehrheit der Anrainer in Verwaltung und bei  Entscheidungen vorsieht wie es bereits in anderen Erlassen zur AMCP-MU gehandhabt wurde. Dies  ist unbedingt erforderlich.

CONSEJO CONSULTIVO RESERVA NACIONAL PINGÜINO DE HUMBOLDT (BEIRAT DES NATIONALEN SCHUTZGEBIETS DES  HUMBOLDT-PINGUINS)

BERUFSVERBAND DER SELBSTÄNDIGEN ARBEITNEHMER UND MEERESTAUCHER VON PUNTA DE CHOROS

GEMEINSCHAFT DER EINHEIMISCHEN CHANGO JUANA VERGARA UND FAMILIE VON PUNTA DE CHOROS

DIE INDIGENE GEMEINSCHAFT CHANGO DAS VOLK DER CHANGO HUMBOLDT ARCHIPEL VON PUNTA DE CHOROS

KULTURELLE UND SOZIALE GRUPPE DES VOLKES DER CHANGO VON PTA.DE CHOROS

A.P.R. PUNTA DE CHOROS

A.P.R. CALETA CHUNGUNGO

ORGANISATION FÜR DIE ENTWICKLUNG UND FÖRDERUNG DES TOURISMUS - ODEFOT DE PUNTA DE CHOROS

NACHBARSCHAFTSRAT VON PUNTA DE CHOROS

A.G. DER SEELEUTE CALETA CHUNGUNGO.

   

GEWERKSCHAFT DER UNABHÄNGIGEN ARBEITNEHMER LA CRUZ DE CALETA CHUNGUNGO.

CAMANCHACRAS GRUPPE CALETA DE HORNOS

MOVIMIENTO DEFENSA MEDIO AMBIENTE-MODEMA-LA HIGUERA

(UMWELTBEWEGUNG-LA HIGUERA)

GEWERKSCHAFT DER TAUCHER UND UNABHÄNGIGEN ARBEITER (STI) DER BUCHT CHAÑARAL DE ACEITUNO,

REGION ATACAMA

TOURISMUS ORCA, CHAÑARAL DE ACEITUNO, ATACAMA-REGION

DIE INDIGENE GEMEINSCHAFT CHANGOS Y ÁLVAREZ - HIDALGO Y DESCENDENCIA. CALETA CHAÑARAL DE ACEITUNO, REGIÓN DE ATACAMA

 REGION COQUIMBO

SPHENISCO REGIÓN DE COQUIMBO

GENOSSENSCHAFT PUNTA NORTE VON PUNTA DE CHOROS

A.G. DE PESCADORES MARISCADORES DE LOS CHOROS

GEWERBLICHE FISCHEREIGENOSSENSCHAFT VON LOS CHOROS

TOURISMUSVERBAND CHAÑARAL DE ACEITUNO, REGION ATACAMA

JJ.VV CHAÑARAL DE ACEITUNO

DEFENSA AMBIENTAL REGIÓN DE COQUIMBO

(UMWELTSCHUTZ IN DER VI. REGION)

übersetzt Gabriele Knauf

Related Articles

Hinweis

Alle Bilder sind Eigentum von Sphenisco e.V. bzw. den genannten Fotografen.

Eine Verwendung ist nur nach Rückfrage und Genehmigung zulässig.

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.