Projekte in Chile

Gouverneure nennen zerstückelte Meeresschutzzone "unangemessen".

Am 22. Dezember hat der Ministerrat für Nachhaltigkeit die Schaffung einer Schutzzone im Meeresgebiet Humboldt-Archipel gebilligt. Damit spitzt sich nach dem Drängen des Corte Suprema auf einen Vergleich in der Sache Verladehafen „Dominga“ der Kampf um die Rettung des wertvollen Ökosystems weiter zu (s.a. Darf es 10 Prozent mehr Zerstörung sein?.

Dieser Beitrag ist eine ungekürzte Übersetzung des Artikels „Gobernadores de Atacama y Coquimbo califican de “improcedente” que Área Marina Protegida haya dividido Archipiélago de Humboldt“ aus der Online-Zeitung El Observatodo.

Santiago 23. Dezember 2021.

Die überraschende Ankündigung des Ministerrats für Nachhaltigkeit ignoriert den Plan, den die Regionalregierungen von Coquimbo und Atacama gemeinsam mit den betroffenen Gemeinden entwickelt haben. Ziel des Planes ist es u.a., die Ansiedlung von Industrien mit starken Auswirkungen auf die Umwelt im Reservat Humboldt-Archipel zu unterbinden.

Unvermittelt hat der Ministerrat ein Küstengebiet von der nördlichen Grenze von La Serena bis zur nördlichen Grenze der Region Coquimbo als Schutzzone mit Mehrfachnutzung genehmigt. Dabei blieb der Teil des Ökosystems, der in der in der Region Atacama liegt, unberücksichtigt. Die Gouverneure beider Regionen stellen das Vorgehen des Ministerrats, der Exekutive, in Frage.

"Das ist unangemessen", sagte Krist Naranjo (Gobernadora Coquimbo), nachdem Umweltminister Jaime Naranjo die Genehmigung in La Serena bekannt gegeben hatte. "Die Genehmigung wurde ohne Bürgerinnen und Bürger erarbeitet, es gab kein Gespräch mit den Vertretern der Chango-Gemeinschaft, die gehört werden müssen, ob und wie das Schutzgebiet gestaltet werden soll.
Die Gouverneurin (Vorsitzende der Regionalregierung) beklagt, dass ihre Behörde kein Dokument vom Umweltministerium erhalten hat, aus dem hervorgeht, welche Fläche geschützt wird. "Wir haben kein Dokument erhalten, in dem die Fläche des Gebiets und die Nutzungsarten festgelegt sind.

Praktisch wird mit der Genehmigung das Ökosystem Humboldt-Archipel in zwei Teile zerschnitten, da der Bereich Chañaral de Aceituno (bedeutendes Nahrungsgebiet für Wale und Delfine), ausgespart wird. Der umstrittene Bau von Verladehäfen wird ermöglicht, da er nicht ausdrücklich ausgeschlossen wurde.

Auch der Gouverneur der Region Atacama, Miguel Vargas, ist "nicht einverstanden", weil die Entscheidung inkonsequent ist", da der Bereich Chañaral de Aceituno vom Schutz ausgeschlossen wurde. Entscheidungen dieser Art erfordern die Beteiligung der Bürgerschaft, insbesondere der handwerklichen Fischer, der indigenen Gemeinschaften und aller Bürger, die in diesen Gebieten aktiv sind.

Carlos Gaymer, Meeresbiologe und Wissenschaftler (Universidad Católica del Norte-UCN), erklärte, "die Wissenschaft habe empfohlen, das gesamte Gebiet zu schützen, in beiden Regionen und einschließlich der acht Inseln. Ein Hauptziel sei der Schutz von Seevögeln in diesem Gebiet. Alle diese Vögel nisten an Land und auch auf den Inseln. Wenn also hinsichtlich dieser Zielsetzung Übereinstimmung besteht, dann können die Inseln nicht ausgeklammert werden. Das sind eklatante Fehler. Ich hoffe, dass sie korrigiert werden können“.

Nancy Duman, Sprecherin der Alianza Humboldt formulierte als Hauptsorge, dass „die Errichtung des Meeresschutzgebietes das Humboldt-Archipel nicht ausdrücklich vor den geplanten Projekten Dominga und Cruz Grande schützt. Ohne diesen Schutz ist die genehmigte Schutzzone aber bedeutungslos, da die Wissenschaft eindeutig festgestellt hat, dass dieses Gebiet hochsensibel und mit einem Megahafen nicht vereinbar ist.

Javier Vega, Regionalrat von Coquimbo und Vizepräsident der Bergbau-, Energie- und Umweltkommission, sagt: "Es herrscht Misstrauen, weil hinter verschlossenen Türen verhandelt, die betroffenen Bürger nicht informiert und nicht festgelegt wurde, ob die Hafenprojekte und der Bergbau von Dominga realisiert werden kann oder nicht. Wir wollen Klarheit. Wir wollen wissen, was diese Genehmigung schützt. Bis jetzt wurde dies nicht festgelegt, die Kriterien für den Schutz sind nicht bekannt. Wir fordern, dass der Minister in Versammlungen vor Ort informiert".

Carolina Bahamondes, Sprecherin der Umweltbewegung MODEMA, sagte, "das Vorgehen zeuge von einem Mangel an Respekt". Es gab keine Informationen und keine Kontakte mit den Bewohnern. Der Minister ist nicht gekommen, hat nicht mit den Gemeinden gesprochen, weder mit der Chango-Gemeinschaft noch mit den Fischern. Er hat auch nicht mit uns gesprochen, den Hauptakteuren einer nachhaltigen Wirtschaft. Der Minister hätte unsere Interessen berücksichtigen müssen, da es um das Meeresschutzgebiet geht, an dem wir seit mehr als 15 Jahren arbeiten".

Johana Tamayo, Vertreterin der indigenen Chango-Gemeinschaft von Punta de Choros, beklagte sich darüber, nicht berücksichtigt worden zu sein. "Wir haben nie eine Bürgerbefragung erhalten. Uns als Gruppe gibt es seit vier Jahren. Niemand ist je an uns herangetreten, um uns zu diesen Fragen und unserer Zukunft in diesem Gebiet zu befragen".

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