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Machtmissbrauch abgewählt

La Higuera, Landau, 9. November 2024. La Higuera hat gewählt. Am 27. Oktober fanden in der kleinen Gemeinde (4.285 Einwohner) wie in ganz Chile Kommunal- und Gouverneurswahlen statt. Gewählt wurden Bürgermeister, Gemeinderäte, Gouverneure sowie Regionalräte – vergleichbar mit Gemeinderäten nur auf regionaler Ebene. Die Wahlen in La Higuera waren für den Schutz des Humboldt Pinguins und seines Lebensraums von besonderem Interesse, da dort das wertvolle Ökosystem „Humboldt Archipel“ und die zugehörigen Küstendörfer (1) liegen. Zur Wahl standen Uberlinda Aquea von der Sozialistischen Partei und Dinka Herrera von der UDI-Unabhängige Demokratische Union. Eine pikante Alternative, da Señora Herrera, die Frau des bisherigen Bürgermeisters Yerko Galleguillos ist, der nach 3 Wahlperioden nicht wieder kanditieren konnte. Gegen ihn wird seit vielen Monaten wegen Betrug und Korruption ermittelt. Zur Zeit sind 15 Klagen anhängig und es bestehen 4 Haftbefehle. Mit seinem mutmaßlichem Amtsmissbrauch hat Señor Galleguillos der Kommune La Higuera eine gewaltige Finanz- und Verwaltungskrise beschert. Wegen unbezahlter Rechnungen und Schulden ist die Gemeinde mit Forderungen in Höhe von rund 1,7 Milliarden CLP (ca. 1,7 Millionen Euro) konfrontiert. Der Gemeinde drohen sogar Pfändungen ihres Eigentums. Mit ärztlichen Attesten und einer Verfassungsklage hat Señor Galleguillos bisher seine rechtmäßige Verhaftung verhindert und die Prozesse verzögert.

Wir erinnern uns. Yerko Galleguillos hat die Entstehung der Meeresschutzzone „Humboldt Archipel“ konsequent bekämpft. Er diskreditierte das Vorhaben immer wieder als “politisch voreingenommen”, “parteiisch” und „sachlich unbegründet“. Kurz vor der Entscheidung hinsichtlich der Schutzzone sagte er: "Die Leute reden über das Aussterben des Pinguins und des Yunco (2), aber ich spreche über das Aussterben meiner Nachbarn, die keine Arbeit haben. ... Wann reden wir endlich von Menschen und hören auf, über Fische und Vögel zu reden?“ (siehe News 7. April 2024). Yerko Galleguillos ist Mitglied der UDI (Unabhängige Demokratische Union) einer rechtskonservativen Partei und gilt als Gefolgsmann des Senators Sergio Gahona, ebenfalls UDI, der seit vielen Jahren die Interessen der Bergbaufirmen Compañía Minera del Pacífico (CMP) und Andes Iron vertritt.

Am 27. Oktober haben die Bürger von La Higuera Uberlinda Aquea mit 49,7 % gegen 42,61% der Stimmen zur neuen Bürgermeisterin gewählt. Ein großer Erfolg, wie groß machen Hintergründe deutlich. La Higuera hat rund 4.300 Einwohner, das entspricht etwa 3.200 Wahlberechtigten. Tatsächlich wahlberechtigt waren aber 5.035 Personen. Seit Jahren motivieren Yerko Galleguillos und seine Anhänger Menschen, sich als Wähler registrieren zu lassen, weil sie angeblich oder tatsächlich in der Gemeinde arbeiten, obwohl sie dort nicht leben. Kurz vor der Wahl ließ die Kandidatin Dinka Herrera laut der Online-Zeitung El Comunal, Lebensmittel an Bedürftige aus Mitteln der Gemeinde verschenken. Vermutlich ein schwerwiegender Verstoß gegen die Wahlvorschriften.

Uberlinda Aquea tritt ihr (schweres) Amt am 6. Dezember an. Schulden und korrupte Strukturen werden es massiv erschweren, die Gemeinde voranzubringen und das Wohl der Mehrheit zu fördern. Die Meeresschutzzone „Humboldt Archipel“ sieht die neue Bürgermeisterin nicht als Behinderung, sondern als Ressource für eine positive Entwicklung.

W.K.

Anm.
(1) Küstendörfer Caleta Los Hornos, Chungungo, Totoralillio Norte, Pt. de Choros,
  Punta Colorada, Los Choros, Punta de Choros.
(2) Yunko. Peruanische Taucher (Pelecanoides garnotii)

Quelle
El Comual La Higuera – elektronische Zeitung La Higuera


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