Landau, 7. Oktober 2022
C H I L E
+++Appell an Gutachter und Fachleute+++
Am 11. August tagte das Consejo consultivo (Beirat) des Nationalen Schutzgebietes des Humboldt-Pinguins (RNPH) und des Meeresschutzgebietes Choros-Damas (Reserva Marina Choros-Damas) (1). Bei dem Treffen verlas Rodrigo Flores, Vorsitzender des Gremiums einen von Alianza Humboldt Coquimbo-Atacama (1) verfassten Offenen Brief. Darin appelliert die Allianz an alle am Evaluationsprozess beteiligten Gutachter und Fachleute, sich für eine sach- und fachgerechte Bewertung der Bergbau- und Hafenprojekte einzusetzen. Im Offenen Brief werden noch einmal die fachlichen Fehler, Widersprüche, Unstimmigkeiten aufgeführt und der politische Druck auf Institutionen wie z. B. Sernapesca, Subpesca und Umweltministerium zugunsten der Eigentümer benannt.
Fazit: die Projekte wären nicht genehmigt worden, wenn die höchste Ebene der Exekutive und das Umweltministerium nicht eingegriffen hätten. Alle Mitglieder des Consejo consultivo stimmten dem Offenen Brief zu, der in der Online- Zeitung El Mostrador veröffentlicht wurde.
+++Bergbau- und Hafenprojekt Dominga+++
Die Entscheidung über die Genehmigung des Bergbau- und Hafenprojektes Dominga liegt aktuell beim Ministerkomitee der Regierung Boric. Dazu holt die nationale SEA (2) zur Zeit Stellungnahmen der beteiligten Behörden und Institutionen ein. Abgabetermin war der 10. August. Der Termin wurde von vielen Institutionen nicht eingehalten.
+++Beschwerliche Zusammenarbeit mit Ministerien und Behörden+++
Seit vielen Wochen bereiten Nancy Duman und Karen Quezada mehrere Fortbildungen und Tagungen vor. Die Mitarbeiterinnen bemühen sich die Veranstaltungen gemeinsam mit zuständigen Ministerien und Behörden der Region zu organisieren und durchzuführen. Das Bemühen um Kooperation erweist sich als sehr mühsam und kostet viel Zeit. So mußte das 2-tägige Seminar zur Umweltbildung für Lehrer und auch das wissenschaftliche Symposium zweimal verschoben werden.
Die Lehrerfortbildung fand am 30. September und 1. Oktober statt.
Das wissenschaftliche Symposium wurde auf den 10. November verschoben. Es ist geplant die Tagung zu streamen. So soll auch Interessierten, die nicht nach La Serena kommen können, z. B. europäischen Pinguinfreunden, die Teilnahme ermöglicht werden. Das Programm der Veranstaltung mit Zugangsdaten zur Übertragung werden rechtzeitig bekannt geben.
Der Kurs „Ausbildung von Erste-Hilfe-Tauchern“ soll unverändert von 16. bis 25. Oktober stattfinden. Allerdings ist auch bei dieser Veranstaltung der Aufwand sehr hoch. Um eine verbindliche Teilnahme und einen konstruktiven Verlauf sicherzustellen, besuchten Nancy Duman und Karen Quezada alle Fischerdörfer (Chañaral De Aceituno, Pt. de Choros, Choros, Chungungo, Totoraillo Norte, Caleta Hornos (s. Foto)) und luden Taucher sowie Fischer persönlich ein. Aktuell gehen die Mitarbeiterinnen davon aus, dass aus jedem Dorf 15 bis 20 Personen teilnehmen.
+++Verfassungsentwurf abgelehnt+++
Am 4. September lehnten 62 Prozent der Chilenen den Entwurf für eine neue Verfassung ab. Der Entwurf sah vor, Chile zu einem Sozialstaat weiterzuentwickeln, Frauenrechte und Umweltschutz zu stärken und die indigenen Völker anzuerkennen. Bislang sind Bereiche wie Bildung, Gesundheit und Altersvorsorge weitgehend privatwirtschaftlich organisiert. Die aktuelle Verfassung stammt noch aus Zeiten der Diktatur von Augusto Pinochet. Nach Ablehnung des fortschrittlichen Verfassungsentwurfs einigten sich die Parteien am 12. September auf einen zweiten Versuch zu einer neuen Verfassung. Es soll ein neuer Verfassungskonvent gewählt werden, der paritätisch mit Frauen und Männern besetzt und von einer Expertenkommission beraten werden soll. In einer erneuten Volksabstimmung mit verpflichtender Wahlteilnahme soll dann die Bevölkerung über die neue Verfassung entscheiden.
+++Nichtigkeitsklage gegen Bergbau- und Hafenprojekt Dominga+++
Am 4. Oktober hat das erste Umweltgericht Antofagasta die Nichtigkeitsklage gegen die positive Umweltbewertung des Dominga-Projekts zugelassen. In der Klage wird argumentiert, dass Behörden und Gremien, die nicht zuständig waren, die Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt und entschieden haben und deshalb alle Entscheidungen ungültig sind. Mehr im Beitrag „Das Umweltgericht gibt der Klage auf Aufhebung der positiven Beurteilung des Projekts Dominga statt“ auf dieser Seite.
+++2. Runde - Forschung fürs Überleben+++
Vor rund einem Jahr haben chilenische und neuseeländische Forscher im Auftrag von SPHENISCO begonnen, Bestand, Bruterfolg und Nahrungssuche der Humboldt-Pinguine in Chile zu untersuchen. Beim 6-jährigen Projekt „Forschung fürs Überleben“ beginnt aktuell die 2. Welle der Datenerhebung.
Am 10. Oktober beginnt das Team von Guillermo Luna auf den Inseln Choros und Chanaral (Nationales Schutzgebiet des Humboldt-Pinguins) mit einem weiteren Monitoring des Bruterfolges.
Ebenfalls im Oktober setzt das Team um Dr. Simeone die Zählung der Brutpaare auf den Inseln Pájaros Niños, Pupuya, Cachagua und Pájaros fort. Diese 4 Inseln konnte im vergangenen Jahr wegen starken Seegangs nicht erreicht werden.
Ende November bis Mitte Dezember untersucht Ursula Ellenberg aus Neuseeland gemeinsam mit den chilenischen Forschern die Nahrungssuche mit GPS-Loggern und Kameras. (s.a. Forschungs-Impressionen 1. und 2. Teil auf dieser Seite).
Gefördert werden die Forschungsarbeiten vom Zoo Dresden, Förderverein Tierpark Hagenbeck, Hamburg und der Artenschutzstiftung Zoo Karlsruhe.
Auf der wissenschaftlichen Tagung, die SPHENISCO gemeinsam mit dem Umweltministerium der Region Coquimbo in La Serena ausrichtet, wird Dr. Simeone erste Ergebnisse der Öffentlichkeit vorstellen. Die Tagung wird gestreamt, so dass auch interessierte Pinguinfreunde von außerhalb teilnehmen können. Programm und Einladung werden rechtzeitig veröffentlicht.
+++Good Morning Amerika+++
Ende Juli meldeten sich Produzentinnen von „Good Morning America“ bei SPHENISCO und baten darum, chilenische Pinguin-Experten zu empfehlen. Das Interesse der bekannten Nachrichtensendung (Frühstücksfernsehen) am Artenschutz und Pinguinforschung ist leider schnell wieder erloschen. Nach einer zügigen Kontaktaufnahme verfolgte der Sender das Thema – nicht ganz unerwartet – nicht weiter.
P E R U
+++Bildungsprojekt „Wir wollen Leben“+++
Anfang September hat ein weiterer Abschnitt der Umweltbildung in Peru begonnen. Im August genehmigte der Vorstand pädagogische Arbeit mit dem Titel „Schaffung und Stärkung von Schutzräumen für den Humboldt-Pinguin an der zentralen Küste Perus“. Zusätzlich zu den bewährten Aktivitäten setzt ACOREMA einen Schwerpunkt bei der Fortbildung von Lehrern. Außerdem will das Team von Señora Milagros auch völlig entlegene Küstendörfer erreichen und dort Informationen anbieten.
+++Forschungsprojekt „Bruterfolg auf den Ballestas?+++
Das erste Jahr des Forschungsprojektes „Bruterfolg auf den Ballestas“ endet diesen Monat.
Aktuell wartet SPHENISCO auf einen Bericht über die bisherigen Arbeiten und Vorschläge zur Fortsetzung des Projektes.
E U R O P A
+++ Pinguin-Mobil+++
Seit Jahren informieren Naturbotschafter des Frankfurter Zoos mit ihrem „Klimamobil“ über Bedrohung und Schutz der Humboldt-Pinguine. Marco Dinter, Naturschutzreferent des Zoos möchte die Informationen ausbauen und plant das Klimamobil in ein Pinguinmobil zu verwandeln. Die Naturbotschafter würden dann verstärkt auf die Projekte von SPHENISCO hinweisen und auch Spenden sammeln. Geplant ist die „Umstellung“ für Oktober oder November dieses Jahres.
+++Pinguin-Wein zum 3. Mal in Antarktis+++
Die Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd schickte bereits zum 3. Mal Pinguin-Wein in die Antarktis und macht so auf Bedrohung und Schutz der Humboldt-Pinguine aufmerksam. Mehr im Beitrag „Pinguin-Wein zum 3. Mal in die Antarktis“ auf dieser Seite.
+++Wein-Genuss für Artenschutz+++
Er reist bis in die Antarktis und erfreut sich vieler Liebhaber. Das Weingut Karl Ramsel in Kirrweiler sammelte mit ihm – einem vorzüglichen Weißburgunder - die erstaunliche Summe von 3.000 € für den Artenschutz. Mitte August übergab Andrea Ramsel einen symbolischen Scheck am Pinguin-Gehege im Landauer Zoo. Mehr im Beitrag „Weingenuss für den Artenschutz auf dieser Seite).
+++Artenschutztag Zoo Karlsruhe+++
Auch in diesem Jahr nahm SPHENISCO wieder am Artenschutztag im Zoo Karlsruhe teil (s. Bericht „Sphenisco beim Artenschutztag im Zoo Karlsruhe“ auf diesen Seiten).
W.K.
Anm.
(1) SPHENISCO ist Mitglied des Beirates wie auch der Alianza Humboldt Coquimbo-Atacama
(2) Hauptaufgabe der SEA (Dienststelle für Umweltverträglichkeitsprüfung) ist die Verwaltung des Systems für Umweltverträglichkeitsprüfungen (SEIA).
