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Newsletter +++ Dezember Januar 2021/22 +++

C H I L E

+++“Pinguine“ ergreifen Partei+++


Am 10. Dezember organisierte Defensa Ambiental IV Region eine Kundgebung mit dem Motto „Los Pingüinos del Archipiélago de Humboldt estamos con Boric“ („Die Pinguine des Humboldt-Archipels sind bei Boric"). Die Veranstaltung war gut besucht und fand großen Anklang. Hintergrund war, dass der Kandidat Gabriel Boric sich im Gegensatz zu José Antonio Kast klar für den Schutz der Umwelt ausgesprochen hatte.

+++Familiengärtchen+++


In einer Woche voller sozialer Hektik und Arbeit, am Ende eines Schuljahres schaffte es Defensa Ambiental dennoch sein Versprechen einzulösen und das Projekt „Familiengärten“ fortzusetzen. Am Dienstag, 14. und Donnerstag, 16. Dezember erhielten 95 Familien in Caleta Los Hornos, Chungungo und La Higuera insgesamt 95 Gebinde. Jede kleine Palette enthielt Rote Bete, Zwiebeln, Basilikum, Salat, Grünkohl, Tomaten und Paprika.

 

+++Präsidentschaftswahl+++

Gabriel Boric F. (geb. 1986 in Punta Arenas) gewann am 19. Dezember die Stichwahl der Präsidentschaftswahl gegen den Abgeordneten José Antonio Kast. Gabriel Boric war einer der Anführer der Studentenproteste von 2011, die sich für umfassende Reformen im Bildungssystem einsetzten. Seit 2014 ist er Mitglied des Abgeordnetenhauses für die Region Magallanes und  unterstützte die Proteste gegen soziale Ungleichheit im Jahr 2019. Er kandidierte für die Koalition „Ich stimme für die Würde “ (Apruebo Dignidad), einem linken Bündnis. Der unterlegene Kandidat José Antonio Kast R. vertritt ultrakonservative bzw. rechtsextreme Positionen und lehnt die Forderungen der Protestbewegung von 2019 ab. Natur- und Umweltschutz ist für ihn kein Thema.

Wie in vielen anderen Staaten ist auch die Gesellschaft in Chile gespalten. Im Senat hat das Lager von Boric keine Mehrheit, in der Abgeordnetenkammer ist sie sehr gering. Mit der Wahl von Gabriel Boric verbinden sich große Hoffnungen auf demokratische und soziale Reformen sowie eine erfolgreiche Verfassungsreform. Viele Chilenen erwarten mehr Bürgerrechte, mehr Engagement in der Klimakrise sowie Fortschritte beim Schutz der Natur und damit auch beim Schutz des Humboldt-Archipels.

 

+++Protest gegen „Schein-Schutzzone“+++

Ende Dezember billigte der Ministerrat für Nachhaltigkeit die Schaffung eines mehrfach nutzbaren Meeresschutzgebiets für das Humboldt-Archipel. Erneut waren die Bürger nicht einbezogen. Die Existenz der Chango-Gemeinschaften wurden ebenso wenig berücksichtigt wie die Forderung der Anrainer, eine biregionale Schutzzone zu schaffen, die das gesamte Humboldt Archipel schützt, also berücksichtigt, dass es sich um ein einheitliches Ökosystem handelt. Der größte Kritikpunkt: Der Beschluss des Ministerrats läßt offen, ob in der geplanten Zone die Mega-Ports „Dominga“ und „Cruz Grande“ betrieben werden sollen oder ob die Schutzzone dies verhindert. Der Beschluss steht im Gegensatz zu Plänen, die die Regionalregierungen von Coquimbo und Atacama gemeinsam mit den betroffenen Gemeinden entwickelt haben und löste deshalb entschiedene Proteste aus (s.Gouverneure nennen zerstückelte Meeresschutzzone "unangemessen" auf dieser Seite“). Bis jetzt ist die Protestnote der Gouverneure ohne Antwort geblieben. 

                                                                                                                                         

Am 27. Dezember lud Krist Naranjo, Gouverneurin der Region Coquimbo, 4 Vertreter der lokalen Fischervereinigungen, Luis Vergara (Chango Gemeinschaft), den Wissenschaftler Carlos Gaymer, sowie Vertreter der Umweltgruppen Defensa Ambiental, MODEMA und SPHENISCO ein, um das weitere Vorgehen gegen die Entscheidung des Comité der Minister zu besprechen und zu planen. U.a. wurden vereinbart gemeinsam einen Offenen Brief an den Präsidenten zu schreiben. Dieser Brief wurde am 31. Januar an den regionalen Umweltminister in La Serena übergeben. 23 Organisationen (heimischer Fischer, Gemeinschaften des indigenen Chango-Volkes, ländliche Trinkwasserkomitees, Tourismusgruppen, Olivenproduzenten und Umweltorganisationen aus den Gemeinden La Higuera und Freirina-Chañaral de Aceituno)  protestieren gegen die Einrichtung einer Meeresschutzzone mit nachhaltiger Nutzung hinter dem Rücken der Bürger. (s. „Offener Brief an Präsidenten Sebastián Piñera ...“ auf dieser Seite). 

 

+++Corte Suprema+++

Am 12. Januar fanden die vom Obersten Gerichtshof angesetzten Verhandlungen über einen Vergleich in der Sache „Dominga“ statt. Bei diesem Termin trugen nur ein Teil der Parteien ihre Stellungnahmen vor. Die offen gebliebenen Einlassungen werden bei einem neuen Termin am 16. März vorgetragen. Die Kläger aus den Reihen „Umweltschützer“ (Oceana, Fima, MODEMA, Fischergewerkschaft Los Choros) haben bereits mitgeteilt, dass sie einen Vergleich für verfehlt und damit für nicht möglich ansehen. Sie wiesen darauf hin, dass Gegenstand des Rechtsstreites die Frage sei, ob das Genehmigungsverfahren sachlich und fachlich angemessen war oder nicht. Bei dieser Fragestellung sei ein Vergleich nicht möglich.

 

+++Einspruch gegen Genehmigung von „Dominga“ abgelehnt+++

Ebenfalls am 12. Januar wies das Berufungsgericht von La Serena den Einspruch der NGO Oceana gegen den Beschluss der COEVA (Umweltbewertungskommission von Coquimbo) vom 11. August ab. Wir erinnern uns: Die COEVA hatte das Projekt Dominga der Firma Andes Iron genehmigt. Das Gericht wies nun die Argumente des Beschwerdeführers mit Verweis auf das laufende Verfahren vor dem Corte Suprema mit der Begründung zurück, „es bestehe kein dringendes Schutzbedürfnis, das auf diesem Wege befriedigt werden könne, weil dieser Rechtsschutz bereits von der Justiz wahrgenommen wird".


+++Beratung über eine biregionale Meeresschutzzone+++   

Am 26. Januar fand auf Einladung Miguel Vargas (Gouverneur der Region Atacama) in Chañaral de Aceituno die 3. Sitzung des „Beratenden Ausschusses für das Meeres- und Küstengebiet mit Mehrfachnutzung, Humboldt-Archipel, Region Atacama“ statt. Zu der Sitzung waren Wissenschaftler, Vertreter der Zivilgesellschaft (z.B. Organisationen der Fischer und Umweltgruppen) eingeladen. Carlos Gaymer und Guillermo Luna von der Universität Coquimbo stellten die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse bezüglich der Entwicklung einer Meeresschutzzone dar. Die Teilnehmer waren sich einig, dass ein Komitee zur Schaffung einer bi-regionalen Schutzzone gebildet werden soll. Die Beratungen sollen bereits am 3. Februar fortgesetzt werden. Nancy Duman nutzte die Gelegenheit, Karen Quezada als neue Mitarbeiterin von SPHENISCO vorzustellen.  

 P  E  R  U

 +++Forschung „Bruterfolg auf den Ballestas, Peru?“+++

Anfang Dezember organisierte SPHENISCO eine Videokonferenz mit Señora Milagros, Acorema und den Förderern (1) des Projektes „Bruterfolg auf den Ballestas, Peru?“. Señora Milagros beschrieb Bedeutung und Stellenwert des Projektes, informierte anhand erster Bilder über Projekt und aktuellen Stand. Um mögliche Störfaktoren des Bruterfolges z.B. durch Tourismus zu erfassen, sind Datenerhebungen über mehrere Jahre erforderlich. Die Gesprächsteilnehmer hoffen, dass es möglich sein wird, die Untersuchungen über das Jahr 2022 hinaus fortzusetzen.

(1) Zoo Frankfurt, Dr. Stefan Stadler, stell. Zoo-Direktor, Sabrina Linn, Kuratorin, sowie Vogelpark Marlow, Simon Bruslund, Artenschutz-Kurator.

 

+++Señora Milagros Ormeno erkrankt+++

Mitte Januar erhielt SPHENISCO die schlimme Nachricht, dass Señora Milagros Ormeno, ihre kleine Tochter Mikayla und ihr Mann Helbert an Corana erkrankt sind. Alle drei haben Symptome, die Tochter aktuell, nach zuvor heftigen, noch am wenigsten. Zur Zeit ist völlig offen, wie die Infektionen verlaufen werden. Wir hoffen das Beste für alle.

 

+++Meer und Küste verseucht+++

Am 15. Januar flossen vor der Küste Perus 1,2 Million Liter Öl ins Meer und wurde an Strände gespült. Verursacht wurde die Katastrophe von der spanischen Firma Repsol. Das Öl breitete sich im Meer und an 21 Stränden von Callao bis Santa Rosa 30 Kilometer nördlich von Lima aus. Das ganze Ausmaß der Schäden war zunächst unklar. "Wir haben natürlich viele verendete Vögel und Fische gefunden, aber die Gefahr geht darüber hinaus", sagte der Meeresbiologe Yuri Hooker. "Das Öl treibt auf das offene Meer hinaus und sinkt auf den Meeresboden", verursacht irreparable Schäden an Fauna und Flora und damit am marinen Ökosystemen des Humboldtstroms. Differenzierte Angaben hinsichtlich der zerstörten und geschädigten Fauna und Flora gibt es bislang nicht. Die Pinguin-Kolonie auf der Insel Pachacamac, (den südlichen Stadtvierteln von Lima vorgelagert) ist nicht betroffen.

Nach ersten Schätzungen sind 1.800 Quadratkilometer Strand und 7.139 Quadratkilometer Meer kontaminiert. Fachleute gehen davon aus, dass die Schäden jahrelang bestehen werden. Darüber hinaus schätzen Fischergilden und Händlerverbände, dass mehr als 3.000 Menschen ihren Arbeitsplatz und ihre Existenzgrundlage verloren haben.

 

+++Umweltbildung Südperu 2021+++

Trotz Erkrankung schickte Señora Milagros Ormeno von Acorema Ende Januar einen Bericht über die Maßnahmen zur Umweltbildung von Dezember 2020 bis Dezember 2021. (s. „Umweltbildung in Peru 2021“ auf dieser Seite)

E U R O P A

+++Petition+++
 

Die Petition „Humboldt-Pinguine brauchen endlich Schutz!“ läuft seit rund 3 Monaten und hat bisher 94.449 Unterstützer gefunden (Stand 3. Februar). Ehrlich gesagt, hatten wir mehr Unterstützung erwartet. Wir wissen wenig darüber, wie gut wichtige Partner mobilisieren konnten, da wir dazu wenig Feedback bekommen haben.                                                             

SPHENISCO ist in Chile gut vernetzt. Unsere Mitarbeiterin Karen Quezada hat in Chile 1000 Kontakte persönlich angeschrieben und via Instagram bzw. Facebook dafür geworben, zu unterschreiben. Die Petition steht in Chile aber zur Zeit in starker Konkurrenz zu vielen anderen wichtigen Initiativen. Im Kontext der Erarbeitung der neuen Verfassung mobilisieren viele Gruppen für zahlreiche Themen, die in der Verfassung Berücksichtigung finden sollen. Karen Quezada plant nach dem Regierungswechsel am 11. März einen weiteren Anlauf zu unternehmen.

SPHENISCO hat mit „Rettet den Regenwald“ vereinbart, die Petition bis Mai zu bewerben. Der Welt-Pinguin-Tag am 25. April ist eine gute Gelegenheit, noch einmal auf die Petition und ihre große Bedeutung hinzuweisen.                                           

Die Gemeinschaft Deutscher Zooförderer e.V. (GDZ) hat die Petition früh und engagiert beworben. Zudem überraschte die Gemeinschaft SPHENISCO Ende des Jahres noch mit einer großzügigen Spende. Damit nicht genug stellte die Gemeinschaft noch eine neue Postkartenreihe vor, zu der auch eine Karte mit einem Humboldtpinguin-Motiv gehört. Für all das herzlichen Dank!

 

+++Redakteure für die Internetseite+++
                                                                                               

Die Internetseite ist arbeitsintensiv für Autoren, Übersetzer und Redakteure. Deshalb freut sich SPHENISCO, dass Meike Kagel aus Bochum und Erich Greiner aus Landau das bisherige Team – Stefan Görlitz (Müncheberg), Peter Radtke (Magdeburg) und den langjährigen Admininstrator Volker Eggert (Nürnberg) – verstärken.

 

+++Spenden+++

Wie schon in den vergangenen Jahren erhielt SPHENISCO zum „Fest“ viele sehr große, große und kleine Spenden.

SPHENISCO dankt den Zoofreunden Rostock, dem Zoo Hoyerswerda, unserem Mitglied Münchener Tierpark Hellabrunn, den Pinguinfreunden und-freundinnen Nadeschda Scharfenberg (Humboldt-Gymnasium Vaterstetten), erneut Daniela Ritscher, Christian und Anja Koch aus Baldham (Gymnasium Vaterstetten), Alfred Burgmayer (Humboldt-Gymnasium Vaterstetten), erneut Harald Uhl und Gudrun Hagerer-Uhl, Evelin Gundolf (Betreff "Hilfe für die Humboldtpinguine"), Marion Zimmermann (Humboldt-Gymnasium Vaterstetten), erneut Jürgen und Beate Elling, Michaela Polzschuster (Humboldt-Gymnasium Vaterstetten), Doris Zwingel.

+++Artenschutz-Euro+++
 

Der Zoo Rostock ist schon einige Jahre Mitglied von SPHENISCO. Seit letztem Jahr fördert der Zoo die Projekte des Vereins auch großzügig im Rahmen des Artenschutz-Euros. Er hat so dazu beigetragen, dass SPHENISCO die Aktivitäten in Chile und Peru 2021 erheblich erweitern konnte.


Ab 1. Januar 2022 führt auch der Tierpark Neumünster den Artenschutz-Euro ein. Der Park ist seit 2017 Mitglied von SPHENISCO. Die Einnahmen gehen zu 100% an ausgewählte Projekte, die der Park schon seit Jahren unterstützt, dazu gehört auch SPHENISCO. Die Direktorin des Tierparks, Verena Kaspari teilt mit, „es sei ihr eine Herzensangelegenheit, einen Beitrag zum Erhalt der natürlichen Brutgebiete des Humboldt-Pinguins zu leisten. Wenn ich schon nicht so aktiv sein kann, wie ich gerne möchte, dann versuche, ich wenigstens so einen Beitrag zu leisten“. Verena Kaspari selbst ist Gründungsmitglied von SPHENISCO. 

                           

W.K.

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