Projekte in Chile

Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit wird erweitert.

Landau 25. November 2021.

Die letzten 2 Jahre waren in Chile sehr turbulent. Im Oktober 2019 protestierten Millionen Chilenen gegen soziale Ungleichheit und forderten eine neue Verfassung. Die Massenproteste mündeten in einem Referendum und Wahlen von Abgeordneten für eine verfassungsgebende Versammlung. Am letzten Wochenende waren in Chile Präsidentschaftswahlen. Auch ein neues Parlament und Teile des Senats wurden neu gewählt. Die Wahl des neuen Präsidenten wird in einer Stichwahl am 19. Dezember entschieden. Chile befindet sich in einem politischen und sozialem Umbruch mit ungewissem Ausgang. Das gilt auch für die Auswirkungen auf den Schutz der Umwelt und der Natur.

Die Befürworter der Bergbau- und Hafen-Projekte „Cruz Grande“ und „Dominga“ sind durch die Enthüllungen der letzten Monate (s. Berichte auf dieser Seite) in die Defensive geraten. Daher sind – bei allen Unwägbarkeiten - die Chancen aktuell eigentlich günstig, endlich die längst überfällige Schutzzone für das wertvolle Ökosystem „Archipel Humboldt“ durchzusetzen. SPHENISCO versucht die günstige Entwicklung durch 2 Maßnahmen zu unterstützen. Als Gründungsmitglied der Alianza Humboldt, die sich für den Schutz des „Archipels Humboldt“ in Nordchile einsetzt, hat der Verein gemeinsam mit „Rettet den Regenwald“ die Petition „Humboldt-Pinguine brauchen endlich Schutz“ auf den Weg gebracht. Damit soll der Forderung nach einer Schutzzone auch international Nachdruck verleihen werden. Aktuell unterstützen bereits rund 68.000 Menschen in aller Welt diese Forderung. Wir hoffen, in nächster Zeit über 100.000 Unterstützer gewinnen zu können.

Da unserer Mitarbeiterin Nancy Duman die Arbeit sozusagen über den Kopf wächst und die Situation bzgl. des „Humboldt-Archipels“ so brisant ist, stellt SPHENISCO im November eine weitere Mitarbeiterin, Karen Quezada ein, um die Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit in der Region Coquimbo zu erweitern. Karen Quezada hat Tourismus-Management mit dem Zusatzstudium internationaler Ökotourismus studiert. Sie war bei verschiedenen Institutionen und Vereinigungen, u.a. bei der CONAF (chilenischer Behörde für Naturschutzgebiete) tätig und verfügt daher über langjährige Erfahrungen in Planung, Management und Kontrolle von Naturschutzgebieten. Zu ihren Aufgaben gehörte es u.a. die Zusammenarbeit der Naturschutzbehörde mit der staatlichen Tourismusagentur (Sernatur) und Gemeinden zu organisieren und zu gestalten.

Nancy Duman und Karen Quezada wollen und sollen die bisherigen Aktivitäten und Projekte weiterführen. Wir erinnern uns: Gemeinsam mit anderen Naturschützern hat Nancy Duman in den letzten Jahren Umweltnetzwerke wie „Defensa Ambiental“, „Alianza Humboldt“ mitentwickelt und gepflegt. Durch Seminare und Tagungen - online und präsent - , hat sie, gemeinsam mit anderen, unermüdlich mit ganz unterschiedlichen Aktionen u.a. auch Demonstrationen auf die drohende Zerstörung des wertvollen Ökosystems „Archipel Humboldt“ aufmerksam gemacht. Seit Jahren begleitet sie die juristischen Auseinandersetzung um das wertvolle Ökosystem, weist „Politik“, Behörden und Bürger immer wieder auf die drohende Zerstörung hin und meldet sich bei der Diskussion um eine neue Verfassung beim Thema Umwelt- und Naturschutz zu Wort. Mit dem Ergebnis, dass sie dazu beitragen konnte, dass aktuell eine Mehrheit die Hafen- und Bergbauprojekte in der Region Coquimbo ablehnt.

Diese Erfolge sollen gesichert und mit neue Themen sowie Projekten ausgebaut werden. Die beiden Mitarbeiterinnen planen folgende Initiativen:

  1. Bürgerbeteiligung bei der Gestaltung der Meeresschutzzone „Archipel Humboldt“.
    Ziel dieser Initiative ist es, betroffene Bürger der Region (Fischer, Muschelzüchter, Mitarbeiter im Tourismus, Algensammler, Indigene, etc.) dafür zu gewinnen, sich zu organisieren und wissenschaftlich fundierte Forderungen an eine „Meeresschutzzone mit multipler Nutzung“ zu formulieren und zu vertreten. Auf diese Weise sollen Grundlagen für das zukünftige Management der Schutzzone erarbeitet und ihre Akzeptanz erhöht werden.
  2. Öffentlichkeitsarbeit „Forschung fürs Überleben“.
    Im Oktober haben die Forschungsarbeiten zu den Bestandszahlen, zum Bruterfolg und zur Nahrungssuche des Humboldt-Pinguins, Stichwort „Forschung fürs Überleben“, in ganz Chile mit dem Schwerpunkt in der Region Coquimbo begonnen. Ziel der Initiative „Öffentlichkeitsarbeit“ ist es, vor allem die (betroffenen) Bewohner der Küstendörfer, aber auch eine möglichst breite Öffentlichkeit über die Forschungsvorhaben zu informieren und auf diese Weise für die Notwendigkeit des Schutzes der Humboldt-Pinguine und ihres Lebensraums zu werben.
  3. Bildungsarbeit via Radio.
    Mit Hilfe einer regelmäßigen Sendung zum Thema „Archipel Humboldt“ bei einem in der Region Coquimbo gern gehörten Sender soll auf unterhaltsame Weise eine größere Öffentlichkeit über die Bedeutung des wertvollen Ökosystem informiert werden. Mit den Sendungen soll auch ein neues Format der Umweltbildung erprobt werden.
  4. Umweltbildung in der Kommune La Higuera.
    In Peru macht ACOREMA im Auftrag von SPHENISCO seit vielen Jahren erfolgreich Umweltbildung in Regionen, in denen Humboldt-Pinguine leben. In den Küstendörfern in der Nähe des „Archipels Humboldt“ gibt es ein solches Angebot bisher nicht. Karen Quezada soll deshalb ein Bildungsprogramm für Schulen der Gemeinde La Higuera initiieren und in Absprache mit den Verantwortlichen realisieren.

Diese Aktivitäten und Projekte stärken die Bemühungen um Umwelt- und Artenschutz in der Region Coquimbo, sie helfen den Bewohnern der Küstendörfer ihre Existenzgrundlagen zu verteidigen und tragen dazu bei – so hoffen wir -, dass endlich die dringend erforderliche Meeresschutzzone mit multipler Nutzung ausgewiesen und nachhaltig gestaltet wird.

W.K.

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