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Rettungsstation Coquimbo

Landau 14. Juni 2025. Die Versorgung verletzter und kranker Wildtiere ist auch in Chile ein Problem. Für ihre Rehabilitation gibt es weder eine tragfähige Infrastruktur noch finanzielle Regelungen. Sernapesca, die staatliche Fischereibehörde, ist für die Bergung verletzter und kranker Meerestiere zuständig, nicht aber für ihre Versorgung. Früher gab es am „Museum für Naturgeschichte und Geschichte“ in San Antonio, Zentralregion, eine Rettungsstation für Tiere inl. Meerestiere. José Brito und seine Mitarbeiter leisteten dort jahrelang gute und engagierte Arbeit. Sphenisco hat diese Arbeit immer wieder z.B. durch den Kauf von Medikamenten unterstützt. Vor einiger Zeit wurde diese Station geschlossen. Die Gründe sind Sphenisco nicht bekannt.

Seit August 2022 führt Sphenisco Gespräche über ein Rettungs- und Rehabilationszentrum für Meerestiere (s. a. Artikel vom 14.12.23 auf diesen Seiten). Im November 2023 besichtigten Nancy Duman und Werner Knauf von Sphenisco die Rettungsstation auf dem Gelände der Universität Católica del Norte (UCN) (1). Bei dem Besuch erörterten sie mit Dr. Javier Sellanes L. (Sekretär für Umweltfragen der Fakultät für Meereswissenschaften) und Gerardo Cerda (Sernapesca) Instandsetzung und Betrieb des Geheges. Die Universität bot an, weiterhin Gelände und notwendige Infrastruktur zur Verfügung zu stellen und sah die Station als sinnvolle Ergänzung zu den bereits vorhandenen Meeresaquarien und der Ausstellung über regionale Meeresräume. Werner Knauf erneuerte die Bereitschaft, ggf. Sanierung und Betrieb der Station zu unterstützen. Kurz nach dem Besuch, Ende 2023, musste die Rettungsstation wegen fehlender Finanzierung geschlossen werden. Kranke und verletzte Tiere aus der Region Coquimbo müssen seither in weit entfernt liegende Stationen gebracht und dort versorgt werden.

Nach jahrelangen Verhandlungen haben jetzt die Universität Católica del Norte (UCN) (1), Sernapesca (2), die Fundación Conservación Humboldt (3) und Sphenisco einen Vertrag über Sanierung und Betrieb der Rettungsstation in Coquimbo geschlossen. Sernapesca sorgt - entsprechend gesetzlicher Verpflichtungen − für Hilfe und Bergung gestrandeter Meerestiere. Das schließt den Transport zur speziellen Pflege bzw. nach Abschluss der Rehabilitation an den Ort der Wiedereingliederung ein. Die Fischereibehörde wird auch beschlagnahmte Meeresfrüchte zur Fütterung der Meerestiere bereitstellen. Die Universität Coquimbo stellt wie in der Vergangenheit das Gehege und die erforderliche Infrastruktur mit Trinkwasser, Elektrizität und Meereswasser sowie einen Ankerplatz für das Schiff von Sernapesca zur Verfügung. Einrichtungen und Infrastruktur der Hochschule sollen auch bei der Obduktion verstorbener Meerestiere genutzt werden. Die Fundación Conservación Humboldt organisiert und überwacht die Sanierung des Geheges und pflegt die kranken und verletzten Tiere. Dazu stellt sie Veterinärtechniker und stundenweise einen Tierarzt ein. Sphenisco finanziert Sanierung und Betriebskosten zunächst für ein Jahr. Die chilenischen Partner planen während der Laufzeit des Vertrages nach einer anderen Finanzierung der Rettungsstation zu suchen, um die Versorgung kranker Meerestiere langfristig sicherzustellen. Alle Vertragspartner wollen das gemeinsame Projekt auch für Öffentlichkeitsarbeit und Bildungsaktivitäten nutzen. Gefördert wird das Projekt „Rettungsstation Coquimbo“ vom Bergzoo Halle, dem Zoo Dresden und dem Zoo Frankfurt.

Die Fundación Conservación Humboldt hat die Sanierung der Rettungsstation geplant, die Kosten kalkuliert und will im Juni 2025 mit den Arbeiten beginnen.

W.K.

Anmerkungen

Zur besseren Lesbarkeit wird in diesem Artikel das generische Maskulinum verwendet. Die im Beitrag verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter.

(1) Universidad Católica del Norte (UCN), Coquimbo - Katholische Universität des Nordens, Coquimbo.

(2) Sernapesca. Der Nationale Fischerei- und Aquakulturdienst ist eine chilenische öffentliche Einrichtung, die dem Ministerium für Wirtschaft, Entwicklung und Tourismus untersteht, Aufgabe des Dienstes ist es, die Einhaltung der Fischerei- und Aquakulturvorschriften zu überwachen, Dienstleistungen zur Erleichterung ihrer ordnungsgemäßen Ausführung bereitzustellen und ein wirksames Gesundheitsmanagement durchzuführen, um zur Nachhaltigkeit des Bereichs und zum Schutz der hydrobiologischen Ressourcen und ihrer Umwelt beizutragen.

(3) Die Fundación Conservación Humboldt ist eine 2015 gegründete gemeinnützige Organisation, die aus der Zusammenarbeit zwischen Studenten und Professoren des Studiengangs Meeresbiologie an der Universidad Católica del Norte (1), Studenten und Fachleuten des Studiengangs Veterinärmedizin an der Universidad Pedro de Valdivia (heute Universidad del Alba) und Mitgliedern des Nationalen Fischereidienstes (Sernapesca) entstanden ist. Während ihrer Tätigkeit hat sie verschiedene Initiativen durchgeführt und koordiniert, die sich auf die Rehabilitation der Meeresfauna, die Organisation von Freiwilligen, die gezielte Hilfe und die Verwaltung von veterinärmedizinischen Diensten zur Unterstützung der Erhaltung konzentrieren.

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