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Gefährdet oder stark gefährdet? – 3. Brutperiode in Folge ist (weitgehend) ausgefallen

Landau 24. November 2024.

Seit Ende 2021 untersuchen die Forscher Dr. Alejandro Simeone (1), Guillermo Luna-Jorquera (2), Dr. Ursula Ellenberg (3) und Dr. Thomas Mattern (4) im Auftrag von Sphenisco Bestand, Bruterfolg und Nahrungssuche der Humboldt Pinguine in Chile. Im Rahmen des insgesamt 6-jährigen Forschungsprojektes, das von der Artenschutzstiftung Zoo Karlsruhe, dem Zoo Dresden und den Freunden des Tierparks Hagenbeck gefördert wird, wurde 2021/2022 auch die Anzahl der Brutpaare auf den 10 wichtigsten Brutinseln gezählt. Dr. Simeone und sein Team fanden damals insgesamt 2.511 Brutpaare, also 5.022 Individuen.

Tabelle: In der Studie berücksichtigte Humboldt-Pinguin-Kolonien und die Größe ihrer Brutpopulationen, Nord-Zentral-Chile (26°-33°S). 

Kolonie Standort Fläche
(ha)
Datum der
Zählung 
Anz. aktiver
Nester 
Insel Pan de Azúcar 26° 09' S; 70° 41' W 103 29-30/10/2021 162
Inselchen Ramadas 27° 00' S; 70° 48' W 14 27.10.2021 35
Insel Chañaral 29° 02' S; 71° 34' W 516 30/11-02/12/2021 161
Insel Choros 29° 16' S; 71° 32' W 301 04-06/12/2021 381
Insel Chungungo 29° 24' S; 71° 21' W 15 18.12.2022 65
Insel Tilgo 29° 32' S; 71° 20' W 45 03-04/11/2021 571
Insel Pájaros 1 29° 35' S; 71° 32' W 124 14-15/12/2022 335
Insel Huevos 31° 54' S; 71° 31' W 9 20.12.2022 10
Insel Cachagua 32° 35' S; 71° 27' W 5 24.10.2022 729
Inselchen Pájaro Niño 33° 21' S; 71° 41' W 3 07.10.2022 62
Total       2.511


Planmäßig begannen die Forscher Ende Oktober 2024, erneut Brutpaare auf den wichtigsten Inseln zu zählen. Sie fanden auf der Insel Pan de Azucar 4 Paare (-158), auf Ramadas 1 Paar (-34), auf Chañaral und Choros ganz wenige Paare (ca. -158 bzw. ca. -327), auf Cachagua 265 (-464), auf Pájaro Niño 20 (-42), auf Grande 8 (minus unbekannt) und auf Tilgo 50 (-520). Da nur wenige Pinguine brüteten, wurde die Zählung abgebrochen. Die Forscher planen, bei günstigen ozeanischen Bedingungen erneut zu zählen.

Die Situation auf den Ballestas-Inseln in Peru ist ähnlich. Dort wurden in den 3 Subkolonien insgesamt 27 Paare gezählt, von denen 17 Paare brüteten. Das entspricht einen Minus von 50 Brutpaaren gegenüber der Erhebung von 2022. Insgesamt hielten sich 57 erwachsene Pinguine (minus 77 gegenüber 2022) auf den Ballestas-Inseln auf.

Wegen des Klimaphänomen El Niño fällt damit bereits die 3. Brutperiode in Folge weitgehend aus. In einem Gespräch Anfang November erklärte Dr. Simeone, „die oceanischen Bedingungen haben sich nicht wie erwartet entwickelt. Das Oberflächenwasser ist noch zu warm, es fehlt weiter an Nahrung für Humboldt Pinguine und andere Seevögel. Es ist unklar, wann es wieder ausreichend Plankton gibt und Futterfische wie die Anchoveta (peruanische Sardelle) zurückkehren.“ Dr. Simeone hofft, dass dies bald der Fall sein wird.

Es ist zu befürchten, dass die Gefahr des Aussterbens der Humboldt Pinguine neu bewertet, die Gefährdungsstufe von „gefährdet“ (vulnerable) auf „stark gefährdet“ (endangered) korrigiert werden muß. Erst neue Zählungen in Chile und Peru werden klären, ob die Gefahr des Aussterbens sich tatsächlich verschärft hat.

W.K.

Anm. (1) Dr. Alejandro Simeone ist Meeresbiologe, lehrt und forscht an der Fakultät für Biowissenschaften der Universität Andrés Bello in Santiago, Chile. (2) Dr. Guillermo Luna-Jorquwera ist Meeresbiologe, lehrt und forscht an der Universiät Católica del Norte, Zentrum für Ökologie und nachhaltiges Management der Ozeaninseln in Coquimbo, Chile. (3) Dr. Ursula Ellenberg ist Ökologin mit Erfahrungen in terrestrischen und marinen Systemen. Sie lehrt und forscht an der Universität Otago, Dunedin, Neuseeland. (4) Dr. Thomas Mattern ist Meeresbiologe mit dem Schwerpunkt auf der Verhaltungsforschung von Pinguinen und anderen Meeresvögeln. Er lehrt und forscht an der Universität Otago, Dunedin, Neuseeland

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